Wie Gehirntraining die therapeutische Wirkung von Psychedelika verstärken kann.
Highlights:
- Psychedelisch unterstützte Therapien beinhalten vorbereitende und integrierende Sitzungen als Teil des Prozesses.
- Neurofeedback und NeuroMeditation können in der Vorbereitungsphase eingesetzt werden, um Offenheit, Akzeptanz und Hingabe zu fördern.
- Neurofeedback und NeuroMeditation können in der Integrationsphase eingesetzt werden, um die gewünschten Gehirnzustände zu trainieren und/oder die „Afterglow“-Effekte zu verstärken.
Das Interesse an psychedelisch unterstützten Therapien* (PAT) hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, und das aus gutem Grund. Es gibt Hinweise darauf, dass der klinische Einsatz von Psilocybin (Zauberpilze), MDMA und Ketamin bei behandlungsresistenten Depressionen sowie bei PTBS, Sucht, Angstzuständen am Lebensende und Zwangsstörungen wirksam sein kann (siehe Andersen et al., 2020 für eine Übersicht).
Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass diese Vorteile nur in einem Kontext erreicht werden, der eine spezielle Vorbereitung auf die psychedelische Erfahrung, aktive Unterstützung während der Erfahrung und strukturierte Integrationssitzungen zur Nachbereitung bietet. Es geht darum, dass die psychedelische Erfahrung selbst nur ein Teil des therapeutischen Ansatzes ist.
Obwohl es verlockend ist, Psychedelika als die neueste „Wunderwaffe“ zur dauerhaften Lösung persönlicher Probleme und psychischer Erkrankungen zu betrachten, ist es wahrscheinlich zutreffender, sie als Medikamente zu betrachten, die einen Zustand erhöhter Plastizität des Gehirns hervorrufen. Diese Neuroplastizität ermöglicht denjenigen, die sie medizinisch nutzen, neue Denk-, Gefühls- und Verhaltensweisen (Carhart-Harris & Friston, 2019). Mit diesem Wissen wird es immer wichtiger,
- das Gehirn/Nervensystem auf die Veränderungen vorzubereiten, die während einer psychedelischen Sitzung auftreten, und
- die erhöhte Flexibilität zu nutzen, die durch die Erfahrung entsteht.
Neben einer gezielten Psychotherapie kann es auch hilfreich sein, den mentalen Zustand in Form von Neurofeedback und Neurofeedback-geführter Meditation zu trainieren. Im Folgenden wird beschrieben, wie diese Methoden vom NeuroMeditation Institute unter Leitung von Dr. Jeff Tarrant sowohl in der Vorbereitungs- als auch in der Integrationsphase von PAT einsetzt werden.
sLoreta Gehirnaufnahme während einer Meditation in tieferem Zustand. Quelle: Dr. Jeff Tarrant
Vorbereitungsphase
Positive psychedelische Erfahrungen sind mit bestimmten psychologischen und emotionalen Zuständen wie Absorption, Offenheit, Akzeptanz und Hingabe verbunden. Negative Erfahrungen treten häufiger bei Personen auf, bei denen Offenheit und Hingabe eher gering ausgeprägt sind und/oder bei denen Sorgen, Ängste oder Verwirrung vorherrschen (Aday, et al., 2021). Deshalb ist es wichtig, vorbereitende Sitzungen mit einem geschulten Begleiter anzubieten, um die gewünschten Zustände zu fördern und die unerwünschten zu minimieren. Dies wird als „Set“ oder „Mindset“ für die Erfahrung bezeichnet. Diese Vorbereitungssitzungen dienen dazu, die Eignung und Bereitschaft des Kunden einzuschätzen, seine Absichten zu klären, seine Erwartungen zu erfüllen, den Ablauf zu skizzieren und eventuelle Ängste oder Bedenken bezüglich der Arbeit mit psychedelischen Medikamenten zu besprechen. Außerdem ist diese Zeit wichtig, um Vertrauen und Beziehung aufzubauen, bevor man sich in einen psychedelischen Zustand begibt, der sich sehr verletzlich anfühlen kann.
Neurofeedback und Neurofeedback-geführte Meditation (z.B. NeuroMeditation) können in der Vorbereitungsphase helfen, indem sie Zustandsbewusstsein und geistige Flexibilität schulen. Bei diesen Praktiken erhält der Kunde ein unmittelbares Feedback über seine Gehirnwellenmuster, die mit bestimmten Bewusstseinszuständen verbunden sind. Diese Rückmeldung erfolgt in der Regel in Form von auditiven oder visuellen Veränderungen auf einem Computerbildschirm. Neurofeedback in Verbindung mit meditativen Praktiken kann dem Kunden helfen, sich seiner inneren Zustände bewusster zu werden und zu lernen, diese Bewusstseinszustände absichtlich zu steuern. Als Vorbereitung auf eine psychedelische Erfahrung kann diese Art der „inneren Arbeit“ eine wertvolle Ergänzung sein. Tatsächlich können Neurofeedback-geführte Meditationspraktiken die Entwicklung der oben genannten positiven mentalen Qualitäten/Zustände (Absorption, Offenheit, Akzeptanz und Hingabe) unterstützen und so die Wahrscheinlichkeit einer positiven und produktiven psychedelischen Erfahrung erhöhen.
Integrationsphase
Wie bereits erwähnt, scheint die psychedelische Erfahrung einen Zustand vorübergehender geistiger Flexibilität zu erzeugen, der neue Wege der Selbst- und Fremdwahrnehmung und unserer Beziehung zur Welt ermöglicht. Dies kann ein optimaler Zeitpunkt sein, um unangepasste Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster zu verändern und neue Muster einzuüben. Es scheint, als wäre das Nervensystem in dieser Zeit leichter formbar. Deshalb wird in den Wochen und Monaten nach der psychedelischen Erfahrung eine Reihe von Integrationssitzungen mit einem geschulten Begleiter empfohlen. Diese Sitzungen sollen die aktive Verarbeitung und Synthese der Erfahrung erleichtern und dem Kunden helfen, Schritte zur Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse zu identifizieren und zu unternehmen.
Sowohl das traditionelle Neurofeedback als auch die NeuroMeditation können diesen Prozess auf (mindestens) zwei Arten unterstützen. Neurofeedback ist von Natur aus darauf ausgerichtet, ungünstige Muster im Nervensystem zu verändern. Wenn diese Muster in der Aufnahme-/Vorbereitungsphase dieser Arbeit identifiziert werden, können sie in der Integrationsphase, wenn eine größere Offenheit für Veränderungen besteht, mit Neurofeedback angegangen werden, was die Effizienz des Prozesses erhöhen kann. Außerdem ist es möglich, Neurofeedback (und NeuroMeditation) einzusetzen, um die Flexibilität des Nervensystems weiter zu fördern. Dazu wird das Gehirn mithilfe von Neurofeedback darauf trainiert, den post-psychedelischen Zustand beizubehalten. Bei diesem Prozess wird dem Nervensystem beigebracht, offen zu bleiben und das „Nachglühen“ aufrechtzuerhalten, das oft nach einer psychedelischen Sitzung auftritt.
Da die Forschung weiterhin die besten Methoden für psychedelisch unterstützte Therapien erforscht und diese Ansätze zunehmend verfügbar werden, ist es wichtig, die sichersten, zuverlässigsten und effektivsten Wege zur Integration von therapeutischen Protokollen für einen optimalen Nutzen zu untersuchen. Die Einbeziehung von Neurofeedback und NeuroMeditation in die Vorbereitungs- und Integrationsphasen von PATs ist einer der jüngsten Beiträge zu diesem Prozess und wird bereits in einige Ausbildungsprogramme für psychedelisch unterstützte Therapien integriert (z. B. MIND Academy).
Quellen
Aday, J.S., Davis, A.K., Mitzkovits, C.M., Bloesch, E.K., & Davoli, C.C. (2021). Predicting reactions to psychedelic drugs: A systematic review of states and traits related to acute drug effects. ACS Pharmacol. Transl. Sci. 4, 424, 435.
Andersen, K.A., Carhart-Harris, R., Nutt, D.J., et al., (2020). Therapeutic effects of classic serotonergic psychedelics: A systematic review of modern-era clinical studies. Acta Psychiatr Scand 143: 101-118.
Carhart-Harris, R., & Friston, K. (2019). REBUS and the anarchic brain: Toward a unified model of the brain action of psychedelics. Pharmacol Rev 71: 316-344.
