Eine neue Form der Meditation zum Stressabbau
Augmented und Virtual Reality können in wenigen Minuten Stress abbauen und die Stimmung verbessern.
Achtsamkeitsübungen, wie sie in Apps wie Insight Timer, Calm und Headspace zu finden sind, gehören zu den am häufigsten verwendeten Ansätzen in Smartphone basierten Stressmanagementprogrammen (Coulon et al., 2016).
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die Forschung hat gezeigt, dass kurze meditative Erfahrungen Stress und Ängste deutlich reduzieren können (Zeidan et al. 2010; Banks, Welhaf & Srour, 2015).
In jüngster Zeit hat sich gezeigt, dass virtuelle Technologien wie „Augmented und Virtual Reality (AR und VR)“ auch in Verbindung mit geführten Meditationserfahrungen zum schnellen Abbau von Stress und Ängsten eingesetzt werden können.
Zwei aktuelle Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass eine kurze Meditationserfahrung mit Healium VR bei Probanden mit mäßigen bis starken Ängsten (Tarrant, et al., 2018) und kurz vor einer Blutspende (Tarrant, et al., 2019) Ängste abbauen und die positive Stimmung steigern konnte.
Das Erstaunliche an diesen Studien ist, dass diese Veränderungen bereits nach vier Minuten auftraten. Die positiven und effizienten Auswirkungen dieser Interventionen könnten zum Teil auf die Neuartigkeit der Erfahrung und die immersive Natur von VR/AR zurückzuführen sein. Im Wesentlichen bieten virtuelle Technologien ein Maß an Präsenz, das den Nutzerinnen und Nutzern helfen kann, sich stärker zu engagieren und zu motivieren, was die Wirksamkeit der Stressbewältigungstechniken verbessern könnte.
Die Unterschiede von AR und VR
Augmented Reality (erweiterte Realität) ist im Gegensatz zu Virtual Reality (virtuelle Realität) definiert als eine direkte oder indirekte Echtzeitansicht der physischen (realen) Umgebung, die durch Hinzufügen von virtuellen, computergenerierten Informationen erweitert wurde. Apps wie „Pokemon Go“ und „Snapchat“ nutzen Augmented Reality. AR schafft eine neuartige Umgebung, die hilft, den Geist von inneren Gedanken abzulenken, ohne dass eine vollständige Abkehr von der physischen Realität erforderlich ist. Du kannst zum Beispiel virtuelle Schmetterlinge aus einer Puppe schlüpfen lassen, die Sonne in einem AR-Sonnensystem zum Leuchten bringen oder Blumen in einem AR-Garten wachsen lassen.
AR-Apps sind zwar nicht so immersiv wie VR, aber benutzerfreundlicher, da viele von ihnen über ein Smartphone bedient werden können und keine zusätzliche Ausrüstung benötigen. Bislang sind nur drei Studien bekannt, die eine Meditationserfahrung in AR untersucht haben. Forscher/innen am Shibaura Institute of Technology verglichen eine AR-Anwendung zur Stressbewältigung mit traditionellen Lehrmethoden, die sich auf langsames, methodisches Atmen konzentrieren:
Ihre Ergebnisse zeigten, dass der AR-Zustand zu einem größeren Gefühl von Komfort und Entspannung führte. Außerdem bewerteten die Probanden die traditionellere Erfahrung als deutlich „langweiliger“ und müder (Tivatansakul & Okhura, 2014; Viczko, et al., 2021) und zeigten, dass eine kurze Smartphone basierte AR-Meditation (Healium AR) negative Stimmungszustände deutlich verringern und positive Stimmungszustände deutlich erhöhen konnte. Darüber hinaus hat eine aktuelle, unveröffentlichte Studie (Jackson & Tarrant, 2021) gezeigt, dass die Healium AR-App deutlich wirkungsvoller und ansprechender ist als eine Smartphone basierte Ablenkungstechnik.